Eine kleine, runde Stadt, in der
irgendwie die Zeit stehen geblieben zu sein scheint: Das schwäbische
Nördlingen ist noch komplett von seiner mittelalterlichen Stadtmauer
umgeben. Und während die meisten anderen historischen Städte inzwischen
ins Unermessliche über ihre ehemaligen Grenzen hinaus gewachsen
sind, gibt es hier noch Wiesen und Felder in der nächsten Nahbarschaft. Aber auch innerhalb seiner Mauern
versprüht die Stadt irgendwie einen ganz besonderen, gemütlichen
Charme vergangener Zeiten, der Genießer aus den verschiedensten
Ländern anlockt. Sogar aus dem fernen Japan kommt immer wieder
Besuch, wenn auch teilweise aus anderen Gründen...
Genau, das hier ist die Stadtmauer. Entspricht vielleicht nicht dem typischen Bild, das man vor Augen hat, aber damals (14. Jahrhundert) wurde in der Gegend eben in diesem Stil gebaut. Insgesamt ist sie ca. 7 Meter hoch, vollständig erhalten und begehbar, größtenteils ist der Wehrgang auch überdacht. Zur Innenseite ist der Gang geöffnet, die Außenwelt lässt sich durch schmale Ritzen überwachen. In ungefähr einer Dreiviertelstunde kann man die kleine Stadt gemütlich umrunden und mal von einem etwas erhöhten Blickwinkel betrachten:
Dieser markante Kirchturm, der von den Einheimischen einfach "Daniel" genannt wird, befindet sich direkt im Zentrum der fast kreisrunden Stadt. Wenn man ihn besteigt, kann man Nördlingen noch einmal in alle Richtungen von ganz oben anschauen, so ist auch das Einstiegsbild entstanden. 350 Stufen sind es bis zum Türmer, bei dem es auch Andenken zu kaufen gibt, weitere 18 dann bis zur Aussichtsplattform in 70 Metern Höhe. Früher gab's mal einen Fahrstuhl...
Und da wir gerade noch bei respect for tradition sind: Jeden Abend von zehn bis Mitternacht geht der Türmer seiner urprünglich wichtigsten Aufgabe nach. Alle halbe Stunde ruft er "So, g'sell, so!" in die Richtungen aller fünf Stadttore. Früher gab es die selbe Antwort zurück, wenn alles in Ordnung war. Mittelalterliches Sicherheitssystem, das die Stadt wohl tatsächlich schon einmal vor einem Überfall gerettet hat.
Fazit: Nördlingen haut rein, würde glatt mal für ein Weilchen dort hinziehen. Zum Abschluss gibt's noch ein Modell der Stadt, lässt sich sogar deftig vergrößern. Also guckt mal schön.
Los geht's direkt mit einigen Bildern
für den ersten Eindruck. Als ich in Nördlingen ankam, war das
Wetter zwar erstmal nicht das schönste, aber im Laufe des Tages wurde das dann noch.
Links in rot die Alte Schranne, diente früher als Kornspeicher für den Geteidehandel.
Die Gerber gehörten zu den wohlhabendsten und einflussreichsten Leuten der Stadt.
Man beachte: Da oben auf dem Dach
ist ein Storchennest. Bewohnt von Störchen. Echten.
Genau, das hier ist die Stadtmauer. Entspricht vielleicht nicht dem typischen Bild, das man vor Augen hat, aber damals (14. Jahrhundert) wurde in der Gegend eben in diesem Stil gebaut. Insgesamt ist sie ca. 7 Meter hoch, vollständig erhalten und begehbar, größtenteils ist der Wehrgang auch überdacht. Zur Innenseite ist der Gang geöffnet, die Außenwelt lässt sich durch schmale Ritzen überwachen. In ungefähr einer Dreiviertelstunde kann man die kleine Stadt gemütlich umrunden und mal von einem etwas erhöhten Blickwinkel betrachten:
Dieser markante Kirchturm, der von den Einheimischen einfach "Daniel" genannt wird, befindet sich direkt im Zentrum der fast kreisrunden Stadt. Wenn man ihn besteigt, kann man Nördlingen noch einmal in alle Richtungen von ganz oben anschauen, so ist auch das Einstiegsbild entstanden. 350 Stufen sind es bis zum Türmer, bei dem es auch Andenken zu kaufen gibt, weitere 18 dann bis zur Aussichtsplattform in 70 Metern Höhe. Früher gab's mal einen Fahrstuhl...
Aber die Aussicht ist nicht das
Einzige, was es hier oben zu sehen gibt. Beim Türmer wohnt nämlich
auch noch diese Dame hier:
Die offizielle Turmkatze Wendelstein.
Vor knapp fünf Jahren kam sie von irgendwoher die Treppen hochgelaufen und
entschied sich, zu bleiben. Warum sie ausgerechnet oben im Kirchturm
wohnen will, weiß keiner so recht, aber gegen ein Maskottchen hatte
natürlich auch niemand was einzuwenden. Die Besucher lieben sie. Und
inzwischen hat sie sogar Arbeit gefunden: Sie ist die wohl einzige
angestellte Katze der Welt und führt offiziell die Berufsbezeichnung
des Taubenjägers. Dafür bekommt sie von der Stadt ein Gehalt
von 150€ im Monat, zwecks Katzenfutter. Wenn sie nicht gerade
arbeitet, begleitet sie auch gern einmal Besucher auf dem Weg nach
unten, döst oder bewacht, wie oben im Bild, das Gästebuch.
Apropros Gästebuch: Der Blick hinein
eignet sich natürlich wunderbar, um festzustellen, woher die meisten
Besucher so kommen. Und zwischen den ganzen Einträgen auf deutsch,
englisch, französisch oder italienisch finden sich auch überraschend
viele japanische, oftmals versehen mit kleinen Zeichnungen wie
diesen:
Wie kommt's und was soll das?
Nun ja: Die Stadt hat als Inspiration
für den Schauplatz einer Manga- und Animeserie gedient, die im
Heimatland extrem erfolgreich ist und einen Haufen Fans hat. Um
Attack on Titan handelt es sich. Die
Geschichte spielt in einer Welt, in der sich die Menschheit in einer
von riesigen Mauern umgebenen runden Stadt zurückgezogen hat, um
sich vor menschenfressenden Titanen zu schützen.
(Zum Glück ist das Lebensgefühl hier ein Anderes...)
Innerhalb dieser Mauern ist kilometerweit alles voller mitelalterlicher
Gebäude wie Fachwerkhäusern und Türmen, die dem Daniel ziemlich
ähnlich sehen. Und da die Japaner ziemliche
Enthusiasten sein können und sowieso total auf Deutschland stehen,
kommen einige tatsächlich hierhergepilgert.
"Die kommen manchmal
direkt in ihren Kostümen hier hoch", meinte der Türmer.
"Die verkleiden
sich als ihre Helden... so wie Spiderman, bloß halt deren Version.
Wir hatten erstmal überhaupt keine Ahnung, was da los war.
Irgendeiner hat's uns dann mal erklärt."
Aber Nördlingen wird nicht nur von
Attack on Titan-Fans überrannt. Es gibt gleich noch eine weitere,
ältere Animeserie, die allerdings nicht nur von der Stadt inspiriert
wurde, sondern direkt hier spielt: Die Häuser und Gassen dienen
dabei als Kulisse für die gezeichneten Figuren. Zwar wurden sie für
das Layout etwas verändert oder vereinfacht, aber der Schauplatz ist
trotzdem noch deutlich erkennbar:
Die Serie hört auf den Namen,
äh... Princess Tutu und ist inzwischen 12 Jahre alt, hat aber
trotzdem noch einige eingefleischte Fans, die tatsächlich bis nach
Deutschland gereist kommen.
Und die Chinesen
kommen inzwischen auch noch gern auf ihrem Deutschlandbesuch
vorbeigeschneit, da Turmkatze Wendelstein sich dort im Internet großer
Beliebtheit erfreut.
Dank diesem Zustrom aus dem fernen Osten gibt es inzwischen so viele Besucher, dass die Stadt in Erwägung zieht, außerhalb noch ein Hotel zu bauen. Die (geringen) Kapazitäten reichen nämlich kaum noch aus.
Dank diesem Zustrom aus dem fernen Osten gibt es inzwischen so viele Besucher, dass die Stadt in Erwägung zieht, außerhalb noch ein Hotel zu bauen. Die (geringen) Kapazitäten reichen nämlich kaum noch aus.
Trotzdem gibt es hier zum Glück noch
keinen Massentourismus, der die ganze Atmosphäre zerstört. Man hört
zwar immer wieder Leute in einer Fremdsprache
reden, aber das war es dann auch schon. Ich hoffe mal, das bleibt
auch noch eine Weile so...
In diese Straßen gehören einfach
keine Schausteller und Verkaufsstände mit Magneten und Ramsch:
Hm, die Autos stören die Ästhetik
auch ein wenig. Aber da wissen die Nördlinger Rat:
Alle drei Jahre gibt es ein ganz
besonderes Stadtfest, bei dem die Welt innerhalb der Mauern für drei
Tage zurück ins Mitelalter versetzt wird. Das heißt auch: Es sind
keine Autos erlaubt und an den Toren wird Eintrittsgeld Wegezoll
erhoben. Gibt dann auch Speisen nach historischen Rezepten und das
ganze übliche Mittelalterfestprogramm. Ich war für diese kleine Zeitreise
zwar leider nicht im richtigen Jahr unterwegs, aber ich werde
wiederkommen...
Als Anerkennung für ihr Traditionsbewusstsein und die Lebensqualität haben die Nördlinger übrigens eine besondere Urkunde erhalten: Ihre Stadt ist Cittàslow. Diese aus Italien stammende Bewegung umfasst Kleinstädte, in denen sich ein gutes Leben ohne Lärm und Hektik führen lässt. Außerdem sollen sie besonders gastfreundlich und umweltbewusst sein sowie eine intakte Landschaft und gutes, natürliches Essen zu bieten haben.
In den eigenen Worten der Organisation: "Cities given life by people with respect for times past, rich in places to meet, in theatres, workshops, cafes, restaurants, spaces for imagination, with intact landscape and skilled craftsmen and craftswomen, where people can still appreciate the slow, wholesome passing of the seasons, with good eating and good health provided by natural foods, with respect for tradition."
In den eigenen Worten der Organisation: "Cities given life by people with respect for times past, rich in places to meet, in theatres, workshops, cafes, restaurants, spaces for imagination, with intact landscape and skilled craftsmen and craftswomen, where people can still appreciate the slow, wholesome passing of the seasons, with good eating and good health provided by natural foods, with respect for tradition."
Und da wir gerade noch bei respect for tradition sind: Jeden Abend von zehn bis Mitternacht geht der Türmer seiner urprünglich wichtigsten Aufgabe nach. Alle halbe Stunde ruft er "So, g'sell, so!" in die Richtungen aller fünf Stadttore. Früher gab es die selbe Antwort zurück, wenn alles in Ordnung war. Mittelalterliches Sicherheitssystem, das die Stadt wohl tatsächlich schon einmal vor einem Überfall gerettet hat.
Fazit: Nördlingen haut rein, würde glatt mal für ein Weilchen dort hinziehen. Zum Abschluss gibt's noch ein Modell der Stadt, lässt sich sogar deftig vergrößern. Also guckt mal schön.