Montag, 23. Februar 2015

Poveglia - Die Geisterinsel


In der Lagune von Venedig liegt abgelegen eine Insel namens Poveglia, die schon so einiges hinter sich hat: Im 18. Jahrhundert wurden hier Pestopfer vergraben, ab 1922 gab es dann für ein paar Jahrzehnte ein Sanatorium für Geisteskranke. Seitdem es 1968 geschlossen wurde, verfällt das Gebäude und wird - wie auch der Rest der Insel - langsam aber sicher wieder von der Natur zurückerobert...

Poveglia ist schon ein ziemlich obskures Reiseziel. Mit Fähren ist es nicht zu erreichen und dank seiner Geschichte erzählt manch ein Internetheld von Seelen der Verstorbenen, die hier angeblich ihr Unwesen treiben sollen.

Ja, im Internet geistern so einige Spukgeschichten über die Insel herum. Hier ist sie Platz 1 auf einer Liste der TOP 10 MOST HAUNTED ISLANDS!, dort erzählt man derweil von einem verrückten Doktor, der grausame Experimente an seinen Patienten verübt haben soll, bevor er sich später von Geistern besessen vom Kirchturm stürzte. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt... Manche behaupten noch, dass man sich an Patrouillen von Polizeibooten vorbeischmuggeln muss, um auf die verbotene Insel gelangen zu können.

Die Realität sieht eher so aus, dass die junge Bevölkerung Venedigs gern mal mit dem eigenen Boot ganz unbehelligt nach Poveglia fährt, um der Hektik der überfüllten Stadt für ein paar Stündchen zu entkommen und einfach zu entspannen. Eine Runde Grillen mit Freunden oder so. Und da die Insel wirklich nur mit Privatbooten und damit für Touristen normalerweise nicht erreichbar ist, hat man hier wirklich seine Ruhe. Doch eine gewisse, besondere Atmosphäre hat es hier trotzdem.

Ich habe mir einen lokalen Günter besorgt, der mich freundlicherweise hingefahren und rumgeführt hat. Abends nach getaner Arbeit hatte er Zeit. Nach ein paar Minuten im Labyrinth der Kanäle Venedigs ging es dann übers offene Wasser der Lagune rüber zur Insel. Natürlich habe ich wieder einen Haufen Fotos geschossen, sodass ihr euch ein Bild machen könnt.

Diashow... START!

Poveglia von weitem. Das dahinter ist der Lido di Venezia, eine extrem langgestreckte Insel, welche diese Lagune von der offenen Adria trennt.

Anlegepunkt für größere Schiffe... sonderlich oft legt hier aber nichts mehr an.

Willkommen auf Poveglia!

Utensilien für den Fischfang. (Wie genau die Dinger heißen, hab ich schon wieder vergessen.)

Alles ist von Pflanzen überwuchert, besonders häufig sind Brombeersträucher.

Na, wer will mal hoch?

Alte Wäschetrommeln.


Diese beiden Bilder sind von Günter. Danke dafür!

Auf dem Dach.

Die Brombeersträucher wachsen sogar bis hier hoch.

Eingestürztes Dach.

Mal durch ein Loch im Fußboden gelugt...


Nicht allzuviel Licht im Haus, die Stromrechnung wurde eben schon seit einer Weile nicht bezahlt.





So langsam wurde es auch draußen dunkel und wir mussten die Taschenlampe anknipsen.





Das Gebüsch der Insel ist übrigens voller Kaninchen, deswegen hörte man's auch immer mal rascheln. Das dürfte gut beitragen zu den ganzen Spukgeschichten.

"REPARTO PSICHIATRIA" - Psychiatrische Abteilung
 Inschrift des Sanatoriums. Das ist auch kein Stencil-Graffiti, sondern tatsächlich alt.


Inzwischen war es stockfinster, denn die dichte Vegetation ums Haus verschluckte auch das letzte Fünkchen Licht, das nach Sonnenuntergang noch übrig war. Keine optimalen Bedingungen für Fotos also. Die Taschenlampe war im Winkel begrenzt und Blitzlicht sieht doof aus... was tun?
Meine Lösung war, die Kamera auf Langzeitbelichtung zu stellen und dann wild mit der Taschenlampe rumzufuchteln. Einfach mal fix alles anstrahlen, was im Blickfeld der Kamera ist und gucken, was passiert. Ich nenne es Fuchteling. Das Ergebnis sieht so aus:



Seltsam...
Wirkt nicht so flach wie normales Blitzlicht und hat irgendwas geisterhaftes an sich. Passt also.


Der "Indiana Jones-Raum"

Der Grabstein für die Pestopfer erinnert als letztes Überbleibsel an dieses Kapitel der Geschichte Poveglias. Also mal abgesehen von den unzähligen Knochen, die sich unter der Erde befinden dürften. Vorher wurde die Insel als Quarantänestation für Schiffe verwendet, später beerdigte man all die Opfer aus der Stadt hier und auf anderen kleinen Inseln, da sie nicht verbrannt werden durften. Grobe Übersetzung der lateinischen Inschrift:
"Nicht graben! Die Toten der Epidemie ruhen hier. 1793"

Fun Fact: Das Wort "Quarantäne" hat bei den Venezianern seinen Ursprung. Es kommt von Quaranta giorni, zu deutsch 40 Tage. Das war die Dauer, die Schiffsreisemde zunächst auf einer Insel wie Poveglia verbringen mussten, bevor sie in die Stadt durften.


Hmm jo, das hat doch was, oder? Wieder diese Belichtungsmethode mit der Taschenlampe, diesmal flach über den Boden gehalten.

Wie auch immer, das war es an Eindrücken. Für mich gab es diesmal leider keine Begegnung der übernatürlichen Art.
Aber Günter hatte mal eine. Hier ist der Beweis:

:o)
Bettlaken + UV-Licht + Langzeitbelichtung = Geist 

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