Freitag, 27. Februar 2015

Schon mal von Acqua Alta gehört? Auch in der Lagune von Venedig gibt es Ebbe und Flut und manchmal ist der Gezeitenhub so groß, dass Teile der Stadt unter Wasser gesetzt werden. Acqua Alta bedeutet wörtlich "hohes Wasser" und kommt in der Regel im Winter vor, besonders bei Vollmond oder Neumond.
In geringerem Maße kann es aber auch schon im Herbst oder Anfang Frühling passieren. Einen dieser Fälle habe ich erwischt: An meinem dritten Tag in Venedig stand um die Mittagszeit herum der Markusplatz unter Wasser. Zeit für ein paar Fotos!

Das dachten sich auch andere.

Der Markusplatz gehört zu den am tiefsten gelegenen Orten der Stadt, deshalb wird er bei einer Flut immer mit als erstes überschwemmt. Allerdings kommt das Wasser nicht gleich vom offenen Meer oder aus überlaufenden Kanälen herübergeschwappt, sondern es kommt von unten, aus den Ritzen zwischen den Steinen.

Oder aus Gullydeckeln.

Trotzdem ist es *verhältnismäßig* sauber, und zumindest im September auch noch angenehm warm. Also lassen sich die Touristen nicht weiter stören, ziehen die Schuhe aus und planschen barfuß im Wasser herum.
Aber aufpassen! Die weißen Stellen mit Marmor sind sehr rutschig.






Während die ganze Sache für Touristen eine Riesengaudi ist, sind die Venezianer selbst nicht sonderlich beeindruckt. Schließlich sind sie die jährlich wiederkehrenden Überschwemmungen, die besonders bei niedrigem Luftdruck und Südwinden entstehen, längst gewohnt. Außerdem sind die Tage im Jahr mit Acqua Alta in den letzten Jahren immer häufiger geworden. Warum? Nun, zum Einen ist Venedig in den Sechzigern um ein paar Zentimeter abgesunken (wegen Grundwasserentnahmen) und inzwischen haben wir den Klimawandel, der wohl durchaus zu stärkeren Schwankungen beiträgt.

Spätestens wenn die größeren Fluten im Winter viele Gassen überschwemmen und das Wasser in die Wohnungen laufen will, wird es für die Venezianer mühsam. Barrikaden vor den Türen verhindern Schlimmeres, Touristen können sich überall Stiefel holen.

Bei einer kleineren Überschwemmung müssen zumindest die Ladeninhaber am Markusplatz sich vorm Wasser schützen - oder sie haben ihre Inneneinrichtung angepasst und lassen es einfach reinlaufen. Verschwindet ja wieder.


Das gibt gleich eine kostenlose Fußbodenreinigung. Aber ist das Wasser denn wirklich so sauber, wie es von oben aussieht? Tauchen wir doch mal unter...



Na ja... geht so. Zumindest ist es nicht so eine Brühe wie beim Elbhochwasser.

Neben den Venezianern gibt es noch ein paar andere Einheimische, die vom Hochwasser nicht ganz so begeistert sind: Die Tauben. Normalerweise sind sie über den ganzen Platz verstreut, aber wenn's nass wird, können sie nirgendwo mehr sitzen. Das Federvieh versammelt sich an den wenigen, höher gelegenen Stellen oder... setzt sich ganz einfach auf die Leute.



Man brauch nur mit ausgestreckten Armen dastehen und sie kommen angeflogen.

Der Rest hockt halt auf den Laternen. Wie immer, eigentlich.

Und was machen derweil die humanoiden Kollegen, die auch nicht nass werden wollen?


Ab und zu hat man mal solche Stellen, an denen das Wasser flacher ist. Für den Rest gibt es spezielle Laufstege, die im Winterhalbjahr an veschiedenen Orten in der Stadt gestapelt und im Bedarfsfall aufgestellt werden.



Noch mehr Laufstegeinheiten, die auf ihren Einsatz bei schlimmerem Hochwasser warten.

Wer wissen will, wie es hier und im Rest der Stadt bei höherem Wasserspiegel aussieht, kann sich drüben beim Telegraph noch eine Bilderstrecke anschauen. Ziemlich beeindruckend. In meinem Fall konnten sie ja sogar die Restaurantstühle stehen lassen... und ich hatte herrlich blauen Himmel.

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