Donnerstag, 22. Januar 2015

Der Liechtenstein-Post

Zeit für den ersten Zwergstaat in der Runde! Mit gerade einmal 160 km² Fläche ist das Fürstentum Liechtenstein ziemlich genau halb so groß wie meine Heimatstadt Dresden und auf einem normalen Globus kaum zu erkennen. Beim genaueren Hinsehen steckt da ein kleiner Schnipsel Land zwischen Österreich und Schweiz, aber was verbirgt sich eigentlich dahinter? Wie sieht es dort eigentlich aus, was unterscheidet das Land von seinen Nachbarn und ist dort überhaupt genug Platz? Nun ja, schaut's euch einfach mal an.


Der Eingang einer hölzernen Brücke, die über den Rhein führt. Noch bin ich hier auf schweizerischem Territorium, aber wer am anderen Ende des Tunnels wieder herauskommt, findet sich in einem anderen Land wieder...
Die Staatsgrenze zwischen Schweiz und Liechtenstein ist offen, nur in kleines Schild auf jeder Brücke über den Rhein gibt Auskunft, wo genau sie denn verläuft. Aber auch sonst gibt es so einiges, das die zwei Nachbarn verbindet. Beide haben mit dem schweizer Franken die selbe Währung, das selbe unverschämt hohe Preisniveau und es wird deutsch gesprochen - zumindest in Dialektform. Trotzdem: Liechtenstein ist nicht die Schweiz. Das wird dem Besucher überall durch Flaggen und Banner deutlich gemacht und auch die Nummernschilder fallen durch eine ganz besondere Farbgebung auf.



Hier erstmal die obigatorische Ladung Fakten: Gerade einmal 37.000 Bürger sind es, die sich zur Zeit auf das ganze Land verteilen. Vaduz, die Hauptstadt, hat nur 4000 Einwohner und ist damit eine der kleinsten Hauptstädte der Welt - wenn wir den Vatikan mal ignorieren, haben nur noch zwei Inselstaaten im Pazifik (Palau und Tuvalu) weniger Leute im Regierungssitz wohnen. Und wenn man übergenau sein will: Eigentlich gibt es in Liechtenstein gar keine Städte; selbst Vaduz hat nie das Stadtrecht erhalten und ist somit offiziell nur ein "Hauptort". Aber genug Zahlen und Geschwafel! Wie sieht es denn nun dort aus?

Irgendwo im Zentrum des Ortes.

Das Zentrum von Vaduz ist voll von kulturellen Einrichtungen und Banken. Finanzen spielen hier eben eine ganz besondere Rolle, nicht umsonst laufen hier überall Leute in schwarzen Anzügen herum. Und da überrascht es auch nicht, dass sich die Universität Lichtenstein neben Architektur vor allem auf Wirtschaftswissenschaften spezialisiert hat.

An "Aussenstelle" sieht man: Genau wie in der Schweiz gibt es hier kein "ß".

Neben Bankern und Wirtschaftsstudenten trifft man hier vor allem auch noch auf Touristen. Zwar nicht so massenhaft wie vor Schloss Neuschwanstein, aber es gibt dann doch genug Leute, die sich mal so ein kurioses kleines Land ansehen wollen. Ich ja auch.

Asiatische Familie, die sich über die Flagge freut.

Einer der typischen Touristenzüge, natürlich in den Farben eben dieser Flagge.

Mit richtigen Zügen ist nicht übrigens nicht viel los, Vaduz hat nicht mal einen Bahnhof. Bloß der Nachbarort Schaan, der mit knapp 6000 Einwohnern auch größer ist, hat Anbindung an die Regionalbahn aus Österreich. Wichtigstes öffentliches Verkehrsmittel sind stattdessen Busse, die typischen gelbgrünen Gefährte des staatlichen Unternehmens sieht man hier überall.

Zum Beispiel hier neben der Hauptstraße.

Und was sehen sich die Touristen so an? Nun, da hätten wir zum Beispiel den zentralen Platz mit Regierungsgebäude und Landtagsgebäude:



Andere wiederum wiederum wollen lieber ins Postamt, solche kleinen Länder sind nämlich immer besonders interessant für Briefmarkensammler. Deswegen ist auch die Fußgängerzone mit Bildern ausgewählter Marken verziert.


Wer will, kann sich auch in einem der zahlreichen Restaurants mit (überteuerten) Schnitzeln aller Art den Wanst vollschlagen. Alternativ besucht man das Museum für moderne Kunst oder schaut sich amderswo draußen an, wie eben diese architektonisch umgesetzt wird.


Über der Stadt thront derweil ein weniger modernes, aber dafür umso bedeutenderes Gebäude: Das Schloss, von dem der Fürst sein Volk überblickt.



Liechtenstein ist ganz offiziell eine konstitutionelle Erbmonarchie auf parlamentarischer und demokratischer Grundlage. Das Staatsoberhaupt ist hier tatsächlich ein Fürst, der dieses Amt auch an seine Nachkommen vererbt. Seine Durchlaucht Fürst Hans-Adam II. von und zu Liechtenstein heißt er, inzwischen hat sein Erbprinz Alois die Regierungsgeschäfte übernommen.
Ja, im Schloss wohnt hier tatsächlich noch der Boss, von daher gibt es auch keine Besichtigungen.

Selbst an solchen Orten findet man Deppen Leer Zeichen.

Nachdem ich dieses Foto geschossen hatte, schloss sich übrigens automatisch das Tor links neben dem Schild. Wahrscheinlich bin ich der fürstlichen Familie doch etwas zu nah auf die Pelle gerückt.

So schaut's am Hang hinter dem Schloss aus. Dabei ist vom Tal aus nur Wald zu sehen.

Und wer mal wissen will, wie der Fürst von da oben auf sein Land blickt:



Man kann es hier schon erahnen, aber die doch recht geringe Bevölkerungszahl lässt noch genug Platz für ein wenig ländliche Gegend, viel davon ist auch zum Radfahren geeignet.



Natürlich ist es längst nicht überall so flach, wie die Bilder vielleicht Glauben machen. Hier unten in der Talsenke leben zwar 90% der Bevölkerung, aber die Berge im Hintergrund gehören auch zu Liechtenstein. Zwei Drittel der Landesfläche sind Hang- und Berggebiete, die höchste Erhebung des Landes erreicht 2599 m. (Damit hat der Zwergstaat in der Hinsicht schon mal mehr zu bieten als der gesamte australische Kontinent, dessen höchster Berg bei 2228 m liegt.) Leider war ich nicht dort oben, aber die Orchideenflora soll wohl eine der reichhaltigsten der gesamten Alpenregion sein.

Neben Blumen und Felsen gibt es in den Bergen natürlich auch noch Dörfer. Einige davon sind ziemlich abgelegen und dort oben werden sogar eigene Dialekte gesprochen, die der normale Deutschsprecher teilweise kaum versteht. Mit dem Walserdeutsch in Triesenberg haben selbst die anderen Liechtensteiner Probleme.

So... Da mir die Bilder inzwischen ausgehen, soll's das jetzt auch gewesen sein für heute. Ich hoffe mal, dass ich der Leserschaft (höhö) einen halbwegs kohärenten Eindruck geben konnte. Also dann, bis demnächst oder so.

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