Sonntag, 13. Dezember 2015

Reisetagebuch: Abstecher nach Slowenien

Wenn man so komisch hin und her fährt, wird's ziemlich unübersichtlich...

[13. September - 23. September 2014]
Ende des Monats muss ich für ein paar Tage zurück nach Hause, um meine (unterwegs zu Ende geschriebene) Bachelorarbeit noch mündlich zu verteidigen. Ganz ohne Unterbrechung zu reisen, wäre mir zwar lieber gewesen, aber das wird zumindest die einzige bleiben.
Da ich von Venedig aus eine gute Anbindung mit dem Zug habe, fahre ich lieber erstmal noch nicht weiter nach Süden und nutze die verbleibende Zeit für einen Abstecher nach Slowenien... soll ja ganz nett sein dort drüben.
Langer Post ist lang.

Samstag, 13. September 2014 [Abend]
Nach einer Woche in Venedig (Reisetagebuch hier), geht es heute gegen Abend wieder los. Ein paar Kilometer will ich noch schaffen, damit ich morgen rechtzeitig in Marostica bin. Eine besondere, Jahrhunderte alte Tradition anschauen, die dort alle zwei Jahre gepflegt wird: Lebendschach mit Menschen als Spielfiguren.

Sonntag, 14. September 2014 
Auf den geraden Straßen der Ebene komme ich schnell vorwärts. Keine besonderen Vorkommnisse. Na ja, fast: In irgendeiner Ortschaft hält ein Auto neben mir an und der Fahrer meint, dass vor ein paar hundert Metern meine Jacke vom Gepäckträger geflogen ist. Wiedergefunden habe ich sie leider nicht...
Am frühen Nachmittag trudle ich dann schließlich in Marostica ein.


Ausführlichen Bericht gibt's hier:
Blogpost: Eine Partie Schach gefällig?

Da diese Tradition nur alle zwei Jahre gepflegt wird, musste ich eben noch vorbeischauen. Aber jetzt geht es schnurstracks Richtung Osten nach Slowenien.
Nach der Veranstaltung ist es schon dunkel, also fahre ich nur noch ein paar Kilometer raus ins Ländliche, um einen günstigen Platz zum schlafen zu finden. Heute dauert die Suche etwas länger... An einem Feldrand hinter ein paar Bäumen schlage ich dann schließlich das Zelt auf. Heute mal nicht ganz so gut versteckt, aber was soll's, ich bin hundemüde.

Nachts um vier: Plötzlich weckt mich das Licht einer Taschenlampe, die das Zelt anstrahlt. Draußen stehen zwei Polizisten, die es wohl doch von der Straße aus gesehen hatten. Zumindest sind es zwei Stimmen, die ich da höre; ich muss gar nicht aufmachen. Die beiden wollen nur mal nachschauen, was da für einer liegt und sich vergewissern, dass er nur auf der Durchreise ist. Das teile ich ihnen dann auch schlaftrunken irgendwie mit. Kein Problem das Ganze, meinten sie, solange ich dann morgen früh weiterfahre. Ja sicher, ist gut... Gääähn... *schnarch*

Montag, 15. September 2014
Schon komisch. Es gibt Tage, an denen es ständig irgendwo was tolles zu sehen und fotografieren gibt, und dann gibt es andere, an denen so gut wie gar nix los ist. Na, ja ein paar Kapellen und Kirchen gab's. Hier in der Gegend um Venedig stehen die Glockentürme meistens separat ein paar Meter neben dem eigentlichen Kirchgebäude.

 


Äh, ja, dieses deieickige Ding da ist auch eine Kirche, wie's aussieht. Um 3 haben sogar die Glocken geläutet.
Aber moderne Architektur kann schon irreführend sein. Diese seltsame Pyramide mit ihrem gespenstisch leerem großen Platz davor... Sitzt da irgendeine komische Sekte drin oder wie? Und bitte was ist das für ein Schild über der Eingangstür? Ein UFO mit Tentakeln?!?

Ein paar Monate später habe ich dann mal erfahren, dass das grüne Ding ein Bischofshut ist. Das Bild ist relativ weit verbreitet und an vielen normalen Kirchen zu sehen... Also doch keine Aliensekte.

Herrliches Wetter ist heute. Die Italiener nutzen es zur Weinernte, die in dieser Gegend immer auf Mitte September fällt.


In letzter Zeit wird es ziemlich früh dunkel... Im Herbst werden die Tage ja sowieso immer kürzer, aber wenn man sich innerhalb einer Zeitzone Richtung Osten bewegt, verschieben sich Sonnenauf- und -untergang beide nochmal um einige Minuten nach vorn.
Zum Abendbrot gibt es die Tage meistens Zwieback mit Marmelade oder Schokocreme. Oder zur Abwechslung mit beidem auf einmal. Ich könnte mich auch mal wieder gesünder ernähren...
Danach fahre ich wieder ein Weilchen im Dunkeln, bis sich ein halbwegs günstiger Platz zum Übernachten findet.

Dienstag, 16. September 2014

Ja, dort drin hab ich genächtigt. War zwar etwas mühsam mit dem Reinkriechen, aber was soll's. Konnte ich mir das Zeltaufbauen sparen.
Die Tüte über der Lenkertasche war übrigens als Regenschutz gedacht. Nur für alle Fälle...

Weiter geht's durch eine flache Landschaft voller abgeernteter Weinreben. Ich bin jetzt in der Region Friauli-Julisch-Venetien, wo viele der Ortsschilder zweisprachig sind:


Das unter dem Wappen ist Friaulisch (oder auch Furlanisch genannt), eine andere romanische Sprache, die nur in dieser Region Italiens gesprochen wird. Und zwar von immerhin 600.000 Leuten.

Vor den Eingängen der Supermärkte steht immer mal wieder jemand aus Afrika, der auf das Wechselgeld der Einkaufenden hofft oder versucht, Socken und ähnliches zu verkaufen. Mal eben richtige Arbeit finden ist halt nicht drin für so einen Flüchtling. Schon für die Italiener selbst ist es nicht leicht, zur Zeit haben sie eine Arbeislosenquote von fast 13% und die Jugendarbeitslosigkeit liegt gleich bei satten 43%.
Viele hoffen also auf die Hilfsbereitschaft der anderen. Und das muss nicht mal Geld sein... Als ich Proviant kaufen gehe, treffe ich eine Nigerianerin, die in der Ecke einen Beutel direkt für Essen stehen hat. Wir unterhalten uns ein Weilchen, aber trotzdem bittet sie mich um nichts. Ihre Strategie ist es, sich einfach mit den Leuten anzufreunden. "It's not about money, it's about being nice to each other", sagt sie. Wenn der eine mal was gibt, ist es zwar schön, aber wenn der andere mal nur für einen kleinen Plausch da ist, macht es auch nichts. Am nächsten Tag ist es vielleicht umgekehrt. Sicher nicht die übliche Herangehensweise, aber es scheint zu funktionieren.
Eine ältere Dame kommt vorbei: "Ciao, Stella!" sagt sie, erkundigt sich nach dem werten Befinden und drückt ihr eine Packung Kekse und Kleingeld in die Hand.

Hab ihr noch'n Eis mitgebracht. Hoffentlich macht's nicht dick.

Ein paar Kilometer vor der Grenze werden die Schilder wieder zweisprachig: Diesmal ist schon Slowenisch mit drauf. Und es geht nach zig Kilometern Flachland mal wieder bergauf: An dem Küstenabschnitt vor Triest reicht die Karsthochebene direkt an die Adria und fällt dort relativ steil ins Meer ab. Die Straße verläuft etwas weiter oben entlang der Felswand, manchmal auch durch einen kleinen Tunnel. Hin und wieder kommt mir ein anderer Radreisender entgegen und grüßt mit fröhlichem Geklingel.
Herrlicher Blick aufs Meer von hier oben. Am Horizont kann man auch die Küste von Kroatien sehen.



Triest liegt dann wieder unten am Meer. Fotos mache ich dort irgendwie gar keine, bin genug damit beschäftigt, mich in diesem Wust an Straßen zurechtzufinden. Und Geld aufzuheben. Gleich vier mal hat jemand am Straßenrand 'ne Münze fallen lassen.
Nach mehrfachem Konsultieren des GPS-Gerätes finde ich dann schließlich doch noch den Weg zur slowenischen Grenze.

SLOWENIEN   -----------------

Ein Schild heißt mich mit dobrodošli in seinem Land Willkommen. Ein Land, in dem es auch mal wieder Radwege gibt! Bin ich gar nich mehr gewohnt... Heute möchte ich noch bis zur Küstenstadt Portorož und dort bei den Salinen vorbeischauen.

Musik des Tages:


Gramatik ist ein Musikproduzent aus Portorož, seine Alben machen sich recht gut als Hintergrundmusik beim arbeiten (oder bloggen).

Mein erster Eindruck von Slowenien ist gut, es wirkt irgendwie viel einladender als das norditalienische Flachland. Und überall fallen mir potenzielle Schlafplätzchen ins Auge.
Unterwegs winkt mir ein Einheimischer zu und deutet auf einen Radweg, der querfeldein abkürzt. Dann erkundigt er sich, wo ich eigentlich heute noch hin will. Ich setze ihn ins Bild und wüsste für meinen Teil ganz gern, wie lange ich bis Portorož eigentlich noch brauche... Wie fragt man das jetzt auf slowenisch?
Trick 17: Sich mit dem Finger eine imaginäre Armbanduhr aufmalen und fragend gucken. Klappt fast immer. Auch er versteht's und meint, in einer Dreiviertelstunde sollte ich da sein. Super, damit könnte ich noch rechtzeitig vorm Sonnenuntergang bei den Salinen sein und ein paar Fotos in der Abendstimmung machen...

An einem Teich bei der Hafenstadt Koper sehe ich noch eine Nutria-Familie. Eigentlich kommen die gemütlichen Nager mit den orangefarbenen Zähnen ja aus Südamerika, aber hier haben sie sich inzwischen auch ganz gut eingelebt. Sind auch gar nicht mal so scheu und lassen sich gut beobachten... aller Eile zum Trotz mache ich es mir für ein paar Minuten auf der Wiese bequem und beobachte sie in Ruhe. Das muss jetzt einfach mal sein.



Eine pechschwarze Ringelnatter gab's auch noch. Normalerweise sind die ja hellgrau, aber lokal kommen auch mal solche Populationen vor.

Und weiter geht's entlang der Küste. Muss mich erstmal dran gewöhnen, dass auf den Radwegen hier auch Mopeds fahren. Nach einer Weile muss ich aber sowieso auf die Straße wechseln und es geht wieder bergauf. Das mit der Dreiviertelstunde war wohl eine sehr optimistische Schätzung, die Sonne geht schon unter und ich werde wohl noch ein Weilchen brauchen.



Die Straße führt wieder nach unten, weiter in einen Wald und schließlich nochmal steil bergauf. Nach einer Weile fällt mir so auf: Irgendwie ist es stockfinster. Gut, das ist bei Nacht nicht wirklich was Ungewöhnliches. Aber drüben in Italien war die Hauptstraße noch immer beleuchtet, hier spielt sich außerhalb der Ortschaften nichts ab. Und die Bäume verschlucken noch den letzten Rest vom Dämmerungslicht.
Schließlich erreiche in die Salinen. Bis zur kroatischen Grenze sind es von hier nur noch ca. 500 Meter, aber das Land hebe ich mir für ein anderes Mal auf. Nach Regen sieht es heute nicht aus, also wird einfach im Schlafsack am Rastplatz geschlafen.

Mittwoch, 17. September 2014
Geregnet hat's zwar wirklich nicht, aber feucht ist frühs trotzdem alles. Ist ja auch logisch an so einem Ort. Pünktlich zum Sonnenaufgang habe ich meinen Kram zusammengepackt.
Nach und nach kommen ein paar Autos an und werden vom Pförtner ins Areal gelassen. Es sind die Salinenarbeiter. Als Besucher kann man leider erst ab um 9 rein, so sagt man mir, da müsste ich noch über eine Stunde warten. Stattdessen mache ich mich lieber schon mal auf den Weg nach Ljubljana. Wenn auf dem Rückweg genug Zeit ist, kann ich da ja abends nochmal bei den Salinen vorbeischauen. Hier mal der Blick vom Rastplatz aus.




Ertmal geht es wieder ein Stück zurück entlang der Küste. Hübsch ist auch der Nachbarort Piran, am besten sieht er von oben aus. Ich überlege noch, ob ich ein Bisschen Obst kaufen gehe, beschließe dann aber dass es ökonomischer ist, lieber unterwegs selber welches zu pflücken. Wird schon irgendwo was hängen.




Während der Mittagshitze verkrieche ich mich kurzzeitig in einem McDoof, um noch ein paar letzte Dokumente für die Uni hochzuladen. Die haben hier sogar selbst ein paar Computer stehen.

Sieh an, das erste Obst zum Mitnehmen. Zu Hause habe ich vielleicht ein, zwei mal Feigen aus dem Supermarkt gegessen und konnte den Dingern nie was abgewinnen. Aber wenn man sie frisch vom Baum holt, ist das ein himmelweiter Unterschied! Einfach unglaublich lecker!
Ein Einheimischer, der auch gerade am Pflücken ist, zeigt mir noch, wie dunkel sie auf der Unterseite sein müssen und wie man zum Testen drücken muss.
Später decke ich mich unterwegs noch mit Walnüssen, Birnen und Trauben ein. Also wie erwartet konnte ich mir das Einkaufen sparen.

Ein Wegweiser ins Landesinnere zeigt 110 Kilometer bis Ljubljana. Dann mal los! Erstmal geht es ein Weilchen knackig bergauf ins Karsthochland. Ein wenig beneide ich schon die nahezu ebene Autobahn mit ihren Brücken und Tunneln weiter drüben. Warum hat die keine Spur für Fahrräder? Aber andererseits gäb es auch keine so tollen Aussichten von dort.



Im Karst führt der Weg ziemlich lange an keiner Ortschaft vorbei. Auch später im Dunkeln fahre ich noch ein Stück. Abends um 7 wirkt hier schon wie mitten in der Nacht, da wieder nichts beleuchtet ist un nur nur ganz selten mal ein Auto vorbeikommt. Man sieht nur die schwarzen Silhouetten der Bäume und den klaren Sternenhimmel über den Bergen.
Schließlich erreiche ich doch wieder eine kleine Siedlung und schlafe in einer nahegelegenen Unterführung. Hier bleibt man im Fall der Fälle trocken. Nur leider pustet einem ständig der Wind ins Gesicht. Eben etwas tiefer in den Schlafsack kriechen...

Donnerstag, 18. September 2014
Ich passiere die Stadt Postojna, wo Plakate für die berühmten Adelsberger Grotten werben. Wenige Kilometer weiter ruft mir ein entgegenkommendes italienisches Radlerpaar "Salida finita!" zu und deutet abwärts. Der Aufstieg sei geschafft, von nun an gehe es nur noch nach unten. Sehr schön!


 
Schließlich erreiche ich das Becken, in dem Ljubljana liegt.

Im Zentrum der kleinen Hauptstadt fühle ich mich sofort wohl. Angenehme Atmosphäre, viel Kunst und überraschend viele junge Leute. Nicht wenige werden Touristen und ausländische Studenten sein, überall hört man Englisch.
Ich muss sagen, dass ich mich in Slowenien generell ziemlich wohl fühle. Am Anfang der Reise in Tschechien kam ich mir die ganze Zeit irgendwie fremd vor, hier nicht... Keine Ahnung, woran das liegt. Habe ich mich einfach nur ans Reisen gewohnt? Oder liegt es an den vielen Kleinigkeiten wie dem Euro und den gelben Wegweisern, die an Deutschland erinnern und damit unbewusst ein Gefühl von Vertrauheit erwecken?
Wie dem auch sei, hier ein paar Eindrücke aus Ljubljana:



Lustig, was einem nachträglich noch so auffällt, wenn man sich seine Fotos irgendwann mal in Ruhe anschaut. Ich hatte mich beim Knipsen nur darauf konzentriert, das Boot in der Bewegung halbwegs scharf einzufangen, aber die Leute grinsen mich an und einer gibt mir den Daumen. :3



Wieder mal ein Geländer voller Liebesschlösser... die es gleich im nächsten Kiosk zu kaufen gibt.







Statue des Nationalpoeten France Prešeren mit seiner Muse. Der Onkel ist auch auf der 2€-Münze.

Heute Abend findet gerade ein kleines Kuturfest statt, hier ein paar Gospelsänger mit ihren Fans.
Die haben so einen Spaß, das es regelrecht ansteckend ist.

Was will denn das Silent-Hill-Monster hier?

Für heute habe ich mal wieder einen Couchsurfing-Host gefunden. Ein begeisterter Radreisen-Veteran, der schon in ganzen 119 Ländern (!!!) unterwegs war und 100.000 Kilometer hinter sich hat. Bei ihm steht mehr der Sport im Vordergrund, wodurch er deutlich schneller und zielstrebiger unterwegs ist als meinereiner, der sich von jedem Blödsinn am Straßenrad ablenken lässt. Aber irgendwie kommt mir seine Art zu Reisen etwas oberflächlich vor... Wie die Albaner denn so drauf sind, konnte er mir zum Beispiel nicht sagen. Kaum Zeit für den Kontakt mit Leuten.
Andererseits: Er sieht sehr viel von den Landschaften und durch die ganzen Gäste, die er immer beherbergt, kommt er ja trotzdem mit Leuten aus aller Herren Länder ins Gespräch. Soll ruhig jeder die Welt auf seine Weise entdecken, Hauptsache man hat Spaß dran...
Ein rumänisches Paar ist heute auch noch bei ihm, sie haben gerade eine Balkantour hinter sich. Montenegro sei sehr schön, meinen sie, vor Allem an der Küste, die langweilige Hauptstadt hingegen solle man sich lieber sparen.

Freitag, 19. September 2014
Früh im Morgennebel geht's wieder los. Wenig später zurück in der Altstadt ist es dann schon wieder sonnig.

   Japanische Touristen.

Und hier ein paar Zigeu- ... Äh, Sinti oder Roma beim musizieren.

Habe heute zur Abwechslung mal weder richtig ordentlich gefrühstückt und stelle fest: Mit vollem Bauch kommt man schlechter vorwärts. Ist anstrengender.
Irgendwie macht das Radeln heut nur bedingt Spaß, was neben dem Gegenwind wohl auch daran liegt, dass ich dem bekannten Weg zurück fogle. Scheinbar brauche ich immer was Neues zum Erkunden, damit die Motivation wirklich hoch bleibt.


Die Ampeln hier zählen sekundenweise runter, wie lange man noch fahren darf oder warten muss.


Wenn man die ganze Zeit nur einer bekannten Strecke folgt, hat das immerhin auch Vorteile. Zum Beispiel muss man nicht ständig Karte oder GPS konsultieren und auf Wegweiser achten, denn man kennt den Weg ja eben schon. Dementsprechend schneller kommt man auch voran. In der Gegenrichtung auf der anderen Straßenseite fallen einem auch immer wieder Dinge auf, die man vorher nicht wahrgenommen hat. Zum Beispiel der Springbrunnen in dem einen Kreisverkehr... Hä? Muss auf dem Hinweg trocken gewesen sein. Und wo genau bin ich eigentlich gerade? Schau ich halt doch mal aufs GPS...
...
Na toll, ich bin vor 8 Kilometern falsch abgebogen.

Zurück auf der eigentlichen Strecke lege ich mich schließlich in einer abgelegenen Bushaltestelle dernieder, die ganz wunderbar vorm nächtlichen Regen schützt.

Samstag, 20. September 2014
Irgendwie regnet es die ganze Zeit, zumindest hier in den Bergen vom Karst. Zeit für einen Höhlenbesuch. In die Škocjan-Höhlen geht es, um genau zu sein.

http://cyclingkraut-ger.blogspot.com/2015/11/slowenien-unterirdischer-canyon-skocjan-hoehlen-karst.html

Blogpost: Sloweniens unterirdischer Canyon

Als ich wieder draußen bin, hat das schlechte Wetter endlich nachgelassen. Weiter geht's in Richtung Küste, diesmal will ich noch rechtzeitig vor Sonnenuntergang bei den Salinen sein.
Beim Wollen ist's leider geblieben, da ich in der Eile dank fehlender Beschilderung schon wieder falsch abgebogen bin und es erst nach ein paar Kilometern gemerkt habe. Ist das peinlich.
Immerhin ist es noch nicht dunkel, als ich ankomme. Da ohnehin nur noch eine halbe Stunde geöffnet ist, lässt der nette Pförtner mich zum Fotos schießen kostenlos rein.





Ich nutze meinen letzten Abend in Slowenien noch zum Proviant einkaufen, denn hier ist alles ein gutes Stückchen billiger als drüben in Italien.

Ja, ein Lidl im Ausland sieht auch nicht viel anders aus.
Was das Zahlungsmittel angeht...

Die slowenischen Münzmotive sind schön abwechslungsreich.

Zurück in der Nähe der Nutriafamilie schlafe ich schließlich unter einer flachen Brücke, die einen kleinen Hafen vom Meer trennt.

Sonntag, 21. September 2014
Ich habe nicht allzu viel geschlafen, bin daher ziemlich fertig und habe zu allem Überfluss noch Muskelkater. Zum ersten Mal auf dieser Reise. Da habe ich mich gestern wohl doch zu sehr angestrengt... und komme dafür heute nicht besonders gut vorwärts.

Was kriechen in diesem Land eigentlich für riesige Regenwürmer rum? 
Über einen halben Meter lang und ich hab nichts über sie rausgefunden...

Passionsblumen. Daraus werden mal Maracujas.

Ein paar Kilometer vor der Grenze gibt es wieder zweisprachige Wegweiser: Während die Italiener eine slowenische Minderheit haben, ist es im slowenischen Küstengebiet genau umgekehrt.

  WIEDER IN ITALIEN ---------------

Diesmal hab ich einen anderen Weg genommen und merke erst an den italienischen Straßenschildern, dass ich vor einigen Minuten die Grenze passiert haben muss.
Schließlich kämpfe mich wieder durch Triest... Wirklich schön ist das nicht, so kraftlos wie ich bin. Die schwüle Hitze macht's auch nicht besser. Immerhin liegen schon wieder Münzen am Straßenrand, ob hier irgendjemand aus Jux sein Wechselgeld aus dem Autofenster wirft?
Als es auch noch lang und steil bergauf geht, sinkt die Laune schließlich auf einen Tiefpunkt. Hätte ich den Abstecher mal sein gelassen und einfach noch 'ne Woche in Venedig gechillt... So negativ denkt man dann, wenn man übermüdet ist.
Jetzt im Nachhinein sehe ich das anders, die Erlebnisse war's durchaus wert. Aber man hätte die Route möglicherweise doch intelligenter legen können... Na ja egal, was soll's.


Der gleiche Ausblick wie am Dienstag, aber eine ganz eigene Stimmung... Es ist so diesig, dass man den Horizont als solchen gar nicht ausmachen kann.

Irgendwann spät abends lege ich mich an einer Tankstelle schlafen. Es regnet mal wieder.

Montag, 22, September 2014
Morgens nach dem Aufstehen fällt mir ein Zelt hinter der Tankstelle auf, ich bin eben nicht der einzige Reisende, der hier vobeikommt. Auf ein "Good morning!" folgt keine Reaktion. Man scheint noch tief und fest zu schlafen da drin. Ich will auch nicht extra Krawall machen, um ihn/sie (es?) zu wecken und fahre weiter. Mit viel Musik im Ohr, um mich abzulenken, denn die Gegend hier ist immer noch ziemlich langweilig.
Nach einer Weile biege ich endlich mal wieder vom bekannten Weg ab und fahre schnurstracks Richtung Jesolo an der Küste. Ist ganz nett, dort.


Jesolo ist ein ziemlich touristischer Urlaubsort, da er an einem langen Sandstrand liegt. Hier gibt's sogar in Italien mal einen kleinen Radweg.


Es wird langsam immer windiger und ein Gewitter zieht auf. Als es dunkel wird, mache ich es mir bei der blauen Strandhütte dort vorn bequem. Weit und breit kein Mensch mehr draußen...

Denn das Unwetter wird ziemlich heftig. Sieht man auf dem Bild zwar nicht, aber es blitzt praktisch alle halbe Sekunde und der Wind pustet auch ordentlich. Zum Glück bleibe ich unter dem Dach hier trotzdem trocken. Gerade so.
Im Prizip ist ein Ort wie dieser optimal, um so ein Unwetter mitzuerleben. Man ist trotz Allem so hautnah dabei und fühlt die Kraft der Natur... Nur leider lässt sie einen nicht besonders gut schlafen.

Dienstag, 23. September 2014
Entlang der Lagune fahre ich wieder nach Mestre und über die Freiheitsbrücke nach Venedig. Hier muss ich abends in den Zug nach Dresden steigen. Aber wenn der Bachelor-Vortrag erledigt ist, geht's natürlich gleich wieder zurück, um die Reise fortzusetzen. Das Fahrrad lasse ich gleich im Garten von Günter, dem netten Menschen, der mich nach Poveglia gefahren hat.
Das war dann auch die erste und letzte Unterbrechung dieser Reise, der Rest lief dann am Stück.

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