Freitag, 20. Februar 2015

Venedigs historische Regatta

 Heute: Ganz viele Boote.

Jedes Jahr am ersten Septembersonntag findet in Venedig die regata storica statt. Sie gehört zu den größten jährlichen Ereignissen in der Stadt und steckt voller Tradition: Hier hat das Wort "Regatta" für Bootswettfahrten sogar seinen Ursprung.

Und ich war gerade zur rechten Zeit da, ziemlich genau einen Monat nachdem ich von Zuhause aus losgeradelt bin. Zwei andere Reisende in Montagnana meinten, dass man sich am besten schon ein paar Stunden vor Beginn einen Platz zum Zuschauen sichert, also tat ich das auch.
Die Regatta findet nachmittags auf dem südliche Abschnitt des Canal Grande statt, einem großen Kanal, der in einer Art umgekehrten S-Kurve quer durch die Stadt Venedig verläuft. Vormittags machte ich mich so langsam auf die Suche nach einem günstigen Plätzchen. Ich wollte die Sonne mehr oder weniger im Rücken haben und nicht allzuweit mit dem Fahrrad laufen müssen, denn das ist ziemlich anstrengend: Bis auf einen kleinen Teil im Westen ist die gesamte Stadt reine Fußgängerzone, dementsprechend sind die zahlreichen Brücken mit ihren Stufen nicht auf Räder ausgelegt.
Die Wahl fiel schließlich auf das Gebiet um die Akademiebrücke im Süden Venedigs, vom Südufer aus sollte die Sicht ganz ordentlich sein.

Auf der Akademiebrücke, Blick über den Kanal

Ja, das sah doch ganz okay aus. Warum nicht gleich hier oben bleiben? Muss ja ein großartiger Anblick sein später. Das schien auch völlig legitim, denn langsam aber sicher sammelten sich hier noch mehr Schaulustige und wenn mal ein Polizist vorbeikam, sagte er nichts. Allenfalls gab es fassungslose Blicke. Es gibt halt nicht sehr viele Idioten, die allen Ernstes ein vollbepacktes Fahrrad bis hierher schleppen.
Trotzdem war das nur eine bedingt gute Idee: Eine knappe Stunde bevor es losging, kam nämlich die Security angelaufen, um sämtliche Gaffer von der Brücke zu verscheuchen. Ist wohl doch nicht erlaubt, während der Veranstaltung hier oben zu sein... Das hieß auch, dass ich mir auf die letzte Minute einen neuen Platz suchen durfte. Gerade jetzt, als sämliche Ufer schon gerappelt voll waren. Aber wenn man wirklich will, lässt sich trotzdem was finden.

Die unteren Stufen waren den Leuten zu nass, aber ein halbwegs trockenes Plätzchen gab es dann doch noch. Und da der Wasserspiegel für die nächsten paar Stunden erstmal am Sinken war, hatte ich auch nichts zu befürchten.
Wer Geld hat, kann sich auch ein paar Wochen vorher seinen Platz auf einer der wenigen Tribünen sichern, aber ich war hiermit ganz zufrieden.

Blick vom Sitzplatz zur Akademiebrücke. Ja, im Moment sind noch viele Leute drauf, allerdings in ständiger Bewegung. Man darf noch rüber, anhalten aber nicht. Vorne hat ein Venezianer sein Boot geparkt, auch ein guter Platz zum Zuschauen.

Bevor der sportliche Teil losgeht, gibt's erstmal eine pompöse Parade: Eine Menge historischer Boote, deren Besatzungen im venezianischen Stil des 15. Jahrhunderts eingekleidet sind. Leider sind sie zu schnell vorbeigesaust, ordentliche Fotos von ihrer Rückfahrt gibt's dann am Ende des Artikels.  
Gefolgt wird der Korso von Repräsentanten der teilnehmenden Lagunengemeinden.


 Ein Partyboot für Jesolo.

Wenn das erledigt ist, geht es los mit den Wettfahrten. Jeweils neun Mannschaften treten gegeneinander an, unterstützt durch mehr oder weniger großes Gejubel ihrer Fans, die oftmals von ihren Fenstern aus zuschauen. Und man wird von (mutmaßlich) historischer Musik beschallt.
Während dieses Abschnittes müssen die Brücken über den Kanal dann komplett geräumt sein:

Öhm, ja. Das Schild hätte mir auch eher auffallen können.

Los geht's: Der erste von insgesamt vier Durchläufen ist die Regatta der Jugendlichen zwischen 14 und 18 Jahren. Ihre Zwei-Mann-Boote heißen Pupparini.

Nummer zwei ist die Regatta der Frauen, ebenfalls in Zweierteams. Sie sind in historischen Fischerbooten namens Mascarete unterwegs. (Danke auch, Wikipedia...) 

Und Nummer drei ist die Regatta der Männer im Sechserboot (Caorline). Mit vereinten Kräften kommt man ordentlich vorwärts!

Zwischen den Durchläufen war immer genug Zeit um sich eine Runde zu langweilen oder sich etwas umzusehen. Dabei stellte ich fest, dass die Musik ja gar nicht (nur) aus den Lautsprechern kam, sondern hinter mir die ganze Zeit eine Band in Gondolierenoutfits am Spielen war.


Für den letzten Durchlauf, der Regatta der Männer in Zwei-Mann-Gondolini, hatte ich mir dann ein anderes Plätzchen gesucht.

 Neben den eigentlichen Teilnehmern sind immer noch Fernsehteams und Ambulanzboote unterwegs.

Zu guter Letzt gab es dann noch einmal die ganzen historischen Boote auf ihrem Rückweg zu sehen, diesmal begleitet von Gondolieren und Venezianern in ihren Motorbooten. Da die Security inzwischen von der Akademiebrücke verschwunden war (dabei war die Zeit noch gar nicht rum), ließ sich da Ganze von oben gut fotografieren.








Zum Abschluss gibt's ein rosa Boot voller Frauen und... einem Mann mit Bart.

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